DIE DIGITALE REKONSTRUKTION
DES RÖMERKASTELLS
I. DER ANFANG DER 3D REKONSTRUKTION
Die digitale Rekonstruktion der Saalburg begann 2009 und dauert seitdem an.
Zuerst wurde das Gelände und die Kastellmauer mit Hilfe von Höhenkarten und Grundrissen aufgebaut.
Danach wurden erste Tests mit Wald gemacht. Allerdings waren die anfangs benutzten Nadelbäume nicht nur historisch falsch, sondern zwangen auch bald den Rechner in die Knie.
Aber das sollte nicht das einzige Problem bleiben ...
... per aspera ad castra.
II. DAS TERRAIN
Das Gelände wurde anfangs auf 700x700 m beschränkt und endlose Tests mit verschiedenen Waldvarianten gemacht. Leider wurde immer wieder die Leistungsgrenze des Computers erreicht, bis endlich eine akzeptable Lösung gefunden war.
Im Bild, das entgültige Gelände mit Bewaldung und dem kompletten Wege-, Straßen-, Wall- und Gräbensystem. Am unteren Rand sieht man den 'Baukasten' für Bäume, Büsche und Hecken.
III. PLANUNG DER GEBÄUDE
Gleichzeitig mit dem Geländeaufbau begann die Planung der Gebäude.
Hierbei konnte ich mich anfangs hauptsächlich auf die Pläne von Louis Jacobi stützen, einem der ersten Erforscher der Saalburg.
Aber auch Alles, was im Internet oder Fachbüchern zu finden war, wurde zu Rate gezogen.
IV. SKIZZEN DES PRAETORIUMS
Nun begann der 'Häuserkampf'. Auf Basis der meist uneindeutigen Pfostenspuren und Mauerresten wurde Haus für Haus rekonstruiert.
Ein besonderes Problem stellte dabei immer wieder der Dach- und Firstverlauf dar.
Im Bild: Skizzen des Praetoriums, dessen vordere Fundamente gut dokumentiert sind und die Grundlage für die Gesamtkonstruktion bildeten. Das Ganze ist zwar plausibel und funktional richtig, bleibt aber spekulativ.
(siehe a. Bild V.)
V. DAS FERTIGE PRAETORIUM
Das Praetorium mit dem entgültigen Dachverlauf.
Im vorderen Teil (unten, links), der genau den Mauerfunden folgt, befanden sich zwei Fußbodenheizungen (Hypocausta).
VI. DIE PRINCIPIA
Als nächstes folgte die Principia, das zentrale Haupt-, Exerzier- und Versammlungs- gebäude.
Eine besondere Herausforderung bestand hier in der Rekonstruktion der Halle im hinteren Teil, auf Basis der vorgefundenen Standspuren.
Ein Rätsel blieb auch das quadratische Fundament im Innenhof. Stand dort ein Heiligtum oder ein Tempel? Oder war es nur eine Bühne für Zeremonien oder Ansprachen?
VII. STRUKTUR DES KASTELLS
Eine sinnvolle Grundaufteilung nach Muster der römischen Kastelle musste nun entwickelt werden.
Genügend Barracken und Ställe mussten geplant werden, aber auch Straßen, Brunnen, Werkstätten, Versorgungsbetriebe, Krankenhaus, Tierklinik, Speicher, Backöfen, Latrine usw.
Dies war nicht ganz einfach, da nicht nur die (mir) bekannten Standspuren, sondern auch die Funktion und der Raumbedarf der Gebäude beachtet werden mussten.
VIII. MATERIALIEN
Zwischendurch wollten Dutzende von Oberflächen (Texturen) für Hölzer, Steine, Metalle, Wände, Böden usw. angelegt werden.
Trickreich war es hierbei, eine sichtbare Kachelung (Wiederholung des Musters) bei großen Flächen zu vermeiden.
IX. RÖMER UND GERMANEN
Nun wurden Menschen und Tiere gebraucht.
Diese mussten auch möglichst LoPoly (mit wenig Flächen) aufgebaut sein, damit nicht in ferner Zukunft doch noch der Speicher knapp würde.
Aber wie sahen Römer, Germanen, aber auch Rinder, Hunde oder Schweine
damals eigentlich aus?
Das alles wurde sorgfältig ermittelt und danach unzählige verschiedene Figuren modelliert.
Im Bild:
Variationen der Menschen.
X. TIERE
Tiere sind in vielen 3D-Simulationen oft nur als dekoratives Beiwerk oder garnicht vorhanden. Da sie aber ein wichtiger Bestandteil im Leben der Römer waren, brauchte ich Tiere.
Viele Tiere.
Über Hunde konnte ich leider nur wenig erfahren und die Entscheidung fiel letztlich auf eine Art Mastiff/Napolitano und Wolfshund.
Auch die Rinderrasse konnte nur geschätzt werden. Der Rest sollte den heutigen Rassen ähnlich gewesen sein.
XI. WERKZEUG, WAFFEN UND GERÄT
Natürlich wurden auch Unmengen an Zubehör, wie Werkzeuge, Waffen, Gefäße und Gerät benötigt.
Hier eine Auswahl von häufig verwendeten Teilen.
Die Utensilien auf dem Tisch stammen aus dem Küchen-Panorama und sind höher aufgelöst, als der Rest.
XII. DER VICUS (DAS DORF)
Das Innere des Kastells war fast fertig, nun folgte der Vicus (das Dorf).
Das hatte ich bis dahin völlig unterschätzt, denn es wurde größer und komplexer, als das Kastell.
Die Standspuren von etwa 70 Grundstücken wurden ausgewertet und daraus ca. 200 Gebäude entwickelt (u.a. Therme, Mansio,Villa Rustica).
Zusätzlich wurden 3 Gräberfelder und der Limes angelegt und gut 50 Brunnen platziert.
Im Bild: Parzellen vor dem Kastell und Häuserskizzen.
XIII. STREIFENHÄUSER UND CANABAE
Der 'Häuserkampf' ging weiter. Haus für Haus wurde geplant, hochgezogen und eine Funktion zugeordnet.
Eine besondere Hilfe bot hier die umfangreiche Dokumentation von Cecilia Moneta.
Im Bild: Streifenhaus auf Parzelle 30.
(siehe a. Bild XII.)
XIV. REKONSTRUKTION DER THERME (BAD)
Besondere Gebäude, wie z.B. die Therme bildeten auch eine besondere Herausforderung.
Wie bei allen komplexeren Bauwerken, mussten auch hier verschiedene Varianten ausprobiert werden.
Im Bild: Grundriss der Therme und Skizzen
(siehe a. Bild XV.)
XV. DIE FERTIGE THERME (BAD)
Die Therme in der entgültigen Version.
Die Therme war eines der wenigen mit Ziegeln gedeckten Häusern und wahrscheinlich das einzige mit Schornstein.
Die Innenansichten sind in Arbeit und folgen sobald wie möglich.
(siehe a. Bild XIV.
und Bild XVIII.)
XVI. HORIZONTERWEITERUNG
Ich bekam einen schnelleren Rechner und mehr RAM, nun konnte das Terrain von 700 m auf etwa 20 km erweitert werden, sodass es optisch bis zum Horizont reichte.
Oben: Blick nach Süden, in Richtung Franfurt/Heddernheim.
Unten: Blick nach Norden, in Richtung Wehrheim.
XVII. DAS INTERAKTIVE PANORAMA
Das Modell war soweit fertig (obwohl es wahrscheinlich nie fertig wird) und die interaktiven Panoramen folgten.
Im Bild: Screenshot der Panoramasoftware mit Steuerelementen und erklärenden Texten, die bei allen wichtigen Objekten erscheinen.
Die entgültige hochaufgelöste Version (MAXIMUS-VERSION) ist noch in Arbeit und muss noch mit etlichen Details ergänzt werden (z.B. Innenräume).
Anregung und Kritik sind hierzu besonders erwünscht.
XVIII. INNENRÄUME DER THERME
Seit 2015 in Arbeit: Die Innenräume der Therme.
Dies ist der Erste von gut einem Dutzend Räumen.
Es ist der Eingangsbereich der Therme und Vorraum zum Apodyterium (Umkleideraum) und Frigidarium (Kaltbad).
Da, wie schon so oft, Hunderte von Details geklärt werden müssen, wird es wohl noch ein Weile dauern, bis Alles fertig ist.
Ganz links, vorne: der Haupteingang.
Gegenüber: Verkaufsstand und Ausgang zur Latrine.
Rechts: Kleiderablage.
Jede Kritik oder Anregung ist auch hier immer willkommen.
(siehe auch Bild XV.)
ERRATA
Es liegt in der Natur der Sache, dass bei tausenden von Details, auch einiges nicht (ganz) richtig ist. Wenn Du also einen Fehler findest, sende mir bitte eine Email.
Zum Glück kann man ja alles noch ändern.
Bekannte Fehler sind zum Beispiel:
Die Arena im hinteren Teil des Kastells gab es evtl. nicht.
Nach neuen Schätzungen waren die Tortürme teilweise 3-geschossig.
Es fehlt das Dolichenum im Osten.
Es fehlen auch die beiden Schanzen im Nordosten.
Das Fachwerk der Gebäude entspricht evtl. mehr einer späteren Bauweise.
(... aber da läßt sich bestimmt noch mehr finden)
Vieles bleibt auch hochspekulativ, aber Vieles ist wohl richtig
und vermittelt eine neue Vorstellung der Saalburg.
FORTSETZUNG FOLGT...
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